100 Jahre OG Mehrstetten Teil 8

Die Sechzigerjahre in der Ortsgruppe Mehrstetten waren ein Jahrzehnt voller bedeutsamer Ereignisse. Dank des unermüdlichen Einsatzes von Vertrauensmann Hermann Schmauder wechselten sich im Laufe der Jahre Veranstaltungen der verschiedensten Arten ab: natürlich Wanderungen, Vorträge zur Volks- und Heimatkunde, Film- und Lichtbilderabende, und vor allem die Familienabende, die in schönster Regelmäßigkeit den Rößlesaal  im wahrsten Sinne des Wortes zum Überlaufen brachten.                                                                                                       Es muss hier unbedingt gesagt werden, dass die – im übrigen immer sehr niveauvollen-  Vortragsabende überwiegend von eigenen Mitgliedern erbracht wurden. So müssen die Vorträge zur Ortsgeschichte von Oberlehrer Alfred Mandel, die heimat- kundlichen Ausführungen von Dr. Christian Eberhardt und die beeindruckenden Vorträge über Gebirgswanderungen und Flora und Fauna der Heimat von Willi Ziegler (Frisöra-Willi) besonders erwähnt werden.                                                                   Karl Ziegler, Georg Haible und Otto Reutter lösten mit ihren mehrtägigen Gebirgs- wanderungen eine wahre Begeisterung für diese anspruchsvolle Art des Wanderns im Hochgebirge aus, die ungebrochen bis auf den heutigen Tag anhält, mit immer wieder neuen begeisterungsfähigen Bergführern.                                                                  Dazu kamen in dieser Zeit – befeuert auch durch immer wieder neue Anregungen vom Hauptverein in Stuttgart unter der Regie eines energie- und ideengeladenen Vorsitzenden Georg Fahrbach – auch Aufgaben auf die Ortsgruppe zu, die vollen Einsatz verlangten. Da das Auto immer mehr die „Wanderhilfe“ für stadtmüde Wanderer wurde, die ihre Wanderungen individuell planten und durchführten, wurden für die fahrbaren Untersätze überall Parkplätze benötigt, von denen möglichst viele Wanderwege wegführten. So legten auch die Albvereinler in Mehrstetten, zusammen mit dem Sportverein und der Gemeinde, Wanderparkplätze beim Bahnhof und beim Sportplatz auf der Bleiche an, wo Rundwanderwege mit ca. 2 Stunden Gehzeit die Landschaft erschlossen. Auch ein Naturlehrpfad wurde in Angriff genommen.

Aber nun der Reihe nach:                                                                                              Dass Vertrauensmann Hermann Schmauder fast ständig die Anliegen seines Albvereins im Sinne hatte, bewies er an einem Sonntagnachmittag im damaligen Café Greut. Dort hatte er – unabsichtlich oder nicht – einen jungen Lehrer beim Vesper angetroffen. Von dem wusste er wohl, dass er in der Jugendarbeit des Albvereins tätig war. Und in der ihm eigenen Art brachte er sein Anliegen an den Mann, in Mehrstetten eine ständige Jugendgruppe ins Leben zu rufen. So kam es, dass in kürzester Zeit in Mehrstetten eine Albvereinsjugendgruppe ihre ersten Gruppenabende abhielt, mit der Unterstützung durch Schulleiter Ostertag, der mit dem Gymnastikraum der Schule den notwendigen Raum zur Verfügung stellte. Da im gleichen Jahr, es war 1967, der neue Sportplatz auf der Bleiche eingeweiht werden sollte, kam man überein, dass die neu gegründete Jugendgruppe hier mit Volkstänzen ihren ersten öffentlichen Auftritt haben sollte.

Das war ein sehr sportliches Ziel; man brauchte natürlich die notwendigen Übungsabende und es sollte auch in einer entsprechenden Tracht getanzt werden. Mit tatkräftiger Unterstützung der Münsinger Handarbeitslehrerin Paula Rittmann und natürlich der Mütter wurden einfache Dirndltrachten für die Mädchen und Westen für die Jungen geschneidert – und so mischte die Volkstanzgruppe des Albvereins sehr bald auch bei verschiedenen Veranstaltungen des Erms Gaus mit, wo sich gleich- zeitig in mehr als 10 Ortsgruppen solche Gruppen gebildet hatten – ein Jahrzehnt der Jugendarbeit im Albverein.                                                                                             Um es kurz zu fassen: unter der Leitung von Walter Preising, so hieß der junge Lehrer aus Bremelau, war in kurzer Zeit eine Jugendgruppe entstanden, die bei vielen Veranstaltungen, nicht nur beim Albverein, stets gern gesehen war und die weit über Mehrstetten hinaus im Albverein einen Namen hatte. So wurde die Gruppe als Abordnung der gesamten Albvereinsjugend zum Deutschen Wandertag nach Bad Hersfeld und zum Europäischen Wandertag auf den Mont Ste. Odile in den Vogesen entsandt, zusammen mit den befreundeten Gruppen aus Gomadingen und Sontheim.

Bei diesen Aktivitäten blieb es nicht aus, dass in der Ortsgruppe zwei Programme parallel abliefen, das der Jugend und das der Erwachsenengruppe. Aber immer da, wo es nötig war, traf man sich zu gemeinsamen Unternehmungen.

                                                              Aber ohne Probleme ging das alles nicht ab. Es gab nämlich ein ständiges Platzproblem. Der Gymnastikraum in der Schule stand nicht mehr zur Verfügung. Mit der Einführung der Nachbarschaftsschule Mehrstetten mit Gundershofen, Sondernach und Hütten brauchte die Schule den Raum dringend als Werkraum. Also wohin?                                                                                                Den Nichtmehrstettern und den vielen Jüngeren mag eine kurze Erklärung helfen:

In Mehrstetten gab es – außer den Wirtshaussälen im Rössle und im „Pfitz“ für Vereine kaum Möglichkeiten. Das Evangelische Gemeindehaus war in der Planung, die Turnhalle kam noch einige Jahre später, der Feuerwehrhaus in weiter Ferne….

Letzte Rettung für die Jugendgruppe – und nicht nur für sie – war das sogenannte „Parteiheim“ im Erdgeschoss des Rathauses ( zur Erklärung: der Name stammt wohl aus der Zeit des 3.Reiches und bezeichnete den größten Teil des heutigen Bürgerbüros; abgetrennt war ein schmaler Raum im hinteren Teil als Lager für Allerhand).                                                                                                                          Es war eng, aber immerhin ein Raum.                                                                            Die Räume im Untergeschoss der Schule waren belegt als Gemeinschaftsdusche für die Schüler, mit einer Gemeindebadeanstalt mit Wannenbädern (zu benützen gegen Gebühr unter Aufsicht einer Badefrau am Samstagnachmittag), als Waschküche und Unterrichtsraum für die Schule für ländliche Hauswirtschaft in Verbindung mit der heutigen Schulküche.                                                                                                    Der heutige Zustand in der Schule wurde nur nach mehrmaligen Umbaumaßnahmen den jeweiligen Bedürfnissen angepasst.                                                                            Alle Vereine hatten mit diesen Platzproblemen zu kämpfen, aber alle fanden immer wieder eine Lösung.

 

Bilder: Walter Preising