Vertrauensmann Walter Späth (Eigenfoto) 1977 – 1989
Vertrauensmann Werner Schrade (Eigenfoto) 1989 – 2009
Mit jedem Wechsel in der Führung eines Vereins geht einher eine stetige Veränderung in der Arbeit, oft auch in der Zielsetzung dieses Vereins. Immer wieder kann es dabei auch zu atmosphärischen Störungen kommen, was sehr oft erst mit Zeitverzögerung sichtbar wird. Alte Gewohnheiten verschwinden, damit Liebgewordenes, Neues tritt in den Vordergrund. Bei einem Verein wie der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins in Mehrstetten, die neben der anderen wichtigen Vereinsarbeit so lange Jahre auch von den Aktionen einer landesweit anerkannten Jugendarbeit mitbestimmt war, konnte durch den Führungswechsel und den Generationenwechsel dieses nicht ausbleiben. Der Themenwechsel, der vor allem auch in der Politik vonstatten ging, hatte auch seine Auswirkungen beim Albverein. Immer mehr drängten Fragen des Umweltschutzes in den Vordergrund, das Jahrhundertereignis der Wiedervereinigung Deutschlands warf viele neue Fragen und Probleme auf – brachte aber auch plötzlich für den Wanderverein viele neue Möglichkeiten. Die Umbrüche bei einem Verein fangen sehr oft im Kleinen an. Aus Jugendlichen und Schülern werden Studenten, Berufstätige, und Eltern. Wohnorte werden gewechselt, Interessen verschieben sich, nichts bleibt wie es war. Natürlich war das schon immer so, aber in vergangenen Jahren boten sich nicht immer die Möglichkeiten, die heute da sind, und nicht immer hatten junge Leute die Angebote, die heute ein modernes und wirtschaftlich starkes Deutschland in einem friedlichen Europa bietet – man denke nur an die wirtschaftliche Not und die politischen Umstände nach den beiden Weltkriegen. Damals war der Heimatort für viele der Ankerpunkt, der manchen erst das Überleben sicherte. So war es nur natürlich, dass unter neuer Führung neue Schwerpunkte gesetzt wurden, die in kleinen Schritten zu einem neuen Bild des Albvereins in der Öffentlichkeit führten. Großen Raum nahm in den Jahren ab 1989 der Landschafts- und Naturschutz ein. Die Pflege von Wachholderheiden und Standorten seltener geschützter Pflanzen wie der Küchenschellen in den Sandlöchern oder auf der Trollblumenwiese, die weitere Pflege der Rauen Hüle und der landschaftsbestimmenden Heckenstreifen (die noch übrig waren von der Feldflurbereinigung) in Zusammenarbeit mit den Förstern und unterstützt von Land, Kreis und Hauptverein (dafür gab es auch Ehrenpreise) machten viele Arbeitseinsätze notwendig. Selbst die Ziegenbeweidung ausgesuchter Flächen wurde angegangen, musste leider aber wieder eingestellt werden.
Immer mehr waren mehrtägige Wanderfahrten gefragt, mehr als 25 Jahre lang geplant und durchgeführt von Ehrenvertrauensmann Hermann Schmauder. Die Wiedervereinigung Deutschlands und der Fall der Mauer und des Stacheldrahts ermöglichte nun auch Fahrten und Wanderungen im Osten Deutschlands, den es nun zu entdecken galt. Dresden, das Elbtal und das Elbsandsteingebirge, der Thüringer Wald mit Rennsteig und die Wartburg, Eisenach, das Erzgebirge und vieles mehr galt es nun zu entdecken. Natürlich wurden auch die westdeutschen Landschaften wir der Odenwald, der Pfälzer Wald oder die fränkische Schweiz nicht vergessen. Südtirol mit den Dolomiten oder die Vogesen waren ebenfalls Ziele. Sie alle aufzuführen würde lange dauern. Hier gebührt vor allem Hermann Schmauder, dann aber auch dem ehemaligen Bürgermeister Rudolf Ott und Werner Schrade das große Verdienst um diese beliebten Fahrten und Freizeiten, auch für die ganze Familie, die besonders Rudolf Ott durchführte. Die große Tradition der 2-tägigen Hochgebirgswanderungen wurde und wird bis heute gepflegt. 50 Jahre lang war Georg Haible, dann zusammen mit Otto Reutter und Gerhard Mayer der führende Kopf bei Planung und Durchführung dieser sehr verantwortungsvollen Unternehmungen, die trotz aller Unwägbarkeiten, besonders bei Wetterumschwüngen, bis auf den heutigen Tag unfallfrei verliefen – bis auf einmal, als kurz vor der ersehnten Hütte eine gebrochene Elle den Einsatz des Hubschraubers mit Notarzt notwendig machte. Die Tradition der Gebirgswanderungen kann auch bis heute weitergeführt werden, da mit Hermann Eberhardt, Heinrich Schmauder und Manfred Benz tatkräftige Gebirgswanderführer in die Fußstapfen von Georg Haible und vor allem auch von Gerhard Mayer getreten sind. Viel zu früh hat uns Gerhard Mayer, der im Albverein „in allen Geschirren ging“ (wie man in Schwaben so sagt), für immer verlassen.
Gerhard Mayer, ein Mann in allen Geschirren (Eigenfoto)
Natürlich wurden auch alte Traditionen weiter gepflegt; das war immer ein wichtiger Punkt in der Arbeit des Schwäbischen Albvereins. Dazu gehörte schon immer, neben dem Wandern besonders das Singen und das Tanzen. Gemeinsam zu singen, das überlieferte Liedgut weiterhin zu pflegen und im Singen Gemeinschaft zu finden, ungezwungen beisammen zu sein, das suchten und suchen viele. Beim Albverein und dem „Freitagstreff“ war das immer einmal im Monat möglich. Aus einer Idee von Gottlieb Eberhardt, aufgegriffen und ausgebaut von Walter Späth, entwickelte sich ein beliebter Sammelpunkt fröhlicher Sängerinnen und Sänger, begleitet von Gottlieb Eberhardt (Steirische Harmonika) und Walter Preising (Gitarre), die nach kurzen Wanderungen in näherer und weiterer Umgebung bei unterhaltsamer Einkehr zusammensaßen, sich unterhielten, sangen, ein Glas tranken und vesperten. Zehn Jahre lang spielten die beiden Musikanten, verstärkt um Siegfried Ziegler und einige Mundharmonikaspieler aus dem Unterland auch beim jährlichen Fahrtenlieder- singen in der Metzinger Kelter.
Es muss auch erlaubt sein, ein paar Worte zum Liedgut zu sagen. Viele unserer alten deutschen Volks- und Wanderlieder sind zum Teil hunderte von Jahren alt; sie entstammen zu Teilen handwerklicher und bäuerlicher Kultur oder sind fröhliche, aber auch traurige Lieder, die dem Alltagsleben ihrer Zeit entwachsen sind. Die Lieder können nichts dafür, dass sie teilweise in der dunkelsten Zeit unseres Volkes für Zwecke der diktatorischen Machthaber missbraucht wurden. Leider ist es dem Verein nicht gelungen, in der Jugendarbeit die langjährige erfolgreiche Arbeit fortzusetzen. Trotz mehrer Anläufe, zum Teil mit sehr jungen Leiterinnen in der Kindergruppe, aber auch mit jungen Erwachsenen, waren diese Versuche nicht mit Erfolg gekrönt. In Erinnerung bleiben sicherlich die Auftritte dieser jungen Truppe bei den Maifeiern und der letzte große Auftritt beim Verbandstag des Hauptvereins in der Festhalle in Bad Urach.
Fortsetzung folgt